Schreiben ist Kommunikation

Was uns Menschen von den Tieren wirklich unterscheidet, ist letztlich das geschriebene Wort. Denn auch Tiere kommunizieren. Sie verständigen sich durch Laute, Bewegungen und Gesten. Genauso wie wir es den ganzen, lieben langen Tag und sogar im Schlaf tun. Darüber hinaus verfügen wir über die Fähigkeit so etwas Komplexes wie die Sprache zu gebrauchen. Doch dass wir heute das sind, was wir sind, haben wir der Erfindung der Schrift zu verdanken. Denn nur durch die Verschriftlichung der Sprache können wir unser Wissen effektiv bewahren und an die nächste Generation weitergeben.

So hatten die wenigen, die bis in das Mittelalter hinein die Technik des Schreibens beherrschten, ein hohes gesellschaftliches Ansehen. Denn das Schreiben gestaltete sich mühsam. Es gab kein kostengünstiges Papier. Pergament war aufwendig in der Herstellung und teuer. Außerdem dauerte es Jahre, bis ein Buch handschriftlich gefertigt und vervielfältigt worden war. Man denke da nur an die schreibenden Mönche in ihren Skriptorien. Diese handgeschriebenen Schriftrollen und Bücher waren unerschwinglich und die darin enthaltenen Informationen deshalb nur einer kleinen Elite zugänglich.

Nach der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg Mitte des 15. Jahrhunderts, machte die Menschheit einen weiten Sprung nach vorne. Durch seine Erfindung der Druckpresse und der Einführung von kostengünstigem Papier avancierte das gedruckte Buch zum Massenmedium. Die Wissensgesellschaft war geboren. Die Zahl der Menschen, die Lesen und Schreiben lernen mussten, um im Alltag zu bestehen, schnellte in die Höhe. Im Laufe der Jahrhunderte wurden immer mehr Bücher gedruckt, und die Kulturtechnik des Lesens und Schreibens drang in alle Schichten und wurde zur Selbstverständlichkeit. Die Belletristik, zur Unterhaltung und Erbauung geschrieben, bekam dadurch ein immer größeres Publikum.

Und jetzt, nach der Erfindung des Internets sind wir mitten in einem Sprung, der uns noch weiter nach vorne bringen wird. Davon bin ich überzeugt! Denn Informationen können nun noch schneller, effektiver, zielgerichteter und kostengünstiger zu viel mehr Menschen transportiert werden. Der Zugang zu Informationen war noch niemals so vielen Menschen gleichzeitig möglich. Auch wenn gerne der Untergang des Abendlandes durch das Verlorengehen der Buchkultur besungen wird, sind wir mehr denn je vom geschriebenen Wort umgeben. Noch niemals haben Menschen so viel gelesen und geschrieben wie heute. E-Mails, Chats, Foren, Blogs, Soziale Netzwerke, usw., usw. zeigen das deutlich. Dadurch ist noch etwas Spannendes passiert. Viele haben die Seite gewechselt. Aus passiven Lesern sind aktive Schreiber geworden. Noch nie haben Menschen so viel geschrieben, noch nie so viel gelesen.

Und noch nie war es dem Leser so leicht möglich, mit dem Autor seiner Wahl und den anderen Lesern in Kontakt zu treten und zu kommunizieren. So wird aus Literatur mehr, als eine Geschichte zwischen Buchdeckeln. Das ist wunderbar!