Schnitzel-Writing

Ich dachte ganz früher immer, dass AutorInnen nur über die Dinge schreiben, die sie auch selbst erlebt haben.

Aber wie zur Hölle konnten sie dann historische Geschichten oder Science-Fiction-Romane schreiben? Hat Ken Follett etwa mit den Baumeistern des Mittelalters Kathedralen erbaut und George Lucas gegen den Todesstern gekämpft? Entweder ja, oder aber es gelingt ihnen auf eine andere Weise, diese Welten so lebendig werden zu lassen, als seien sie dabei gewesen.

Da stolperte ich über das Zitat von Maxim Gorki: „Man muss nicht in der Bratpfanne gelegen haben, um über ein Schnitzel zu schreiben.“ Da wusste ich, wie die das machen :-)

1. Recherchieren !!

Was ist ein Schnitzel? Wo kommt es her? Wie wird es zubereitet? Wie fühlt es sich an? Diesen Fragen muss man erst nachgehen.
Deshalb ist auch das Schreiben historischer Romane so zeitaufwendig. Man muss viele Stunden in die Recherche investieren: Bücher und Akten wälzen, Bilder betrachten. Am besten auch mit Historikern sprechen. So entsteht nach und nach ein Bild der Vergangenheit im Kopf, als ob man selbst dabei gewesen wäre.

Dasselbe gilt übrigens auch für Science-Fiktion-Autoren: Recherche, Recherche, Recherche! Z.B. über Laser und Computer. Dazu Expertenbefragungen, damit man auch alles versteht.

Erst wenn durch diese Vorarbeit eine neue Welt in der eigenen Vorstellung entstanden ist, geht es weiter:

2. Emotionen !!

Es ist unwahrscheinlich, dass schon Kinder als große Autoren herauskommen, denn um wirklich fesselnd schreiben zu können, ist die Erfahrung einer ganzen Palette von Emotionen unabdingbar. Das braucht seine Lebens-Zeit.
Um beim Schnitzel zu bleiben: Es ist wichtig, den Geruch und den Geschmack erlebt zu haben und selbst viele gebraten, noch besser einige verbrannt zu haben. Das sind die Emotionen außerhalb der Pfanne. Aber sieht es in der Pfanne aus?

Leid, Schmerz, Hitze, Ausweglosigkeit, Verzweiflung gehören in die Palette an Emotionen, die wir im Leben erfahren haben sollten, um uns selbst in die Pfanne legen zu können.

Nicht umsonst heißt es: „Es schreibt keiner wie ein Gott, der nicht gelitten hat wie ein Hund.“ (Marie von Ebener-Eschenbach)

Fazit:

Recherche und das Geschehen emotional nachempfinden zu können, gehören zu den Voraussetzungen einer verdammt gut geschriebenen Geschichte. Denn nur das, was in uns drinnen ist, können wir auch herauslassen, bzw. herausschreiben.

Für die Komödie gilt das noch mehr. Denn dafür muss man diese Emotionen nicht nur nachfühlen, sondern auch noch auf den Kopf stellen können, wie z.B. bei der Kreuzigungsszene in dem Film „Life of Brien“. Den Schmerz eines Gekreuzigten nachempfinden zu können ist das eine, das andere ist, die Chuzpe aufzubringen, auf diese Grausamkeit zu pfeifen.

In diesem Sinne,

bleib mutig und an den Tasten,

Leila

12. April 2022

Leila Emami

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